Dorfchronik

Am Fuße des Vogelberges liegt Ober-Bessingen, ein kleiner Ort im Kreis Gießen, Seit dem 31.Dezember 1970 Stadtteil der Großgemeinde Lich, mit ca. 600 Einwohner.

Er wird umgeben von dem Hässels, dem Steines und der Hardt, gelegen im Tal der Wetter. Sie trennt das Neubaugebiet von dem älteren Teil des Dorfes.

Gräberfunde beweisen, dass schon früh Menschen das Wettertal bewohnten. Hierzu gehören auch die Drei vorgeschichtlichen Hügelgräber auf dem Hässels, die ihrer Art nach aus der Bronzezeit stammen dürften. Diese Annahme wird durch das Öffnen ähnlicher Grabstätten bestätigt. Weiter weiß man aus dieser Zeit, dass die große Nord- Süd- Straße – Göbelnrödertannen- Hinkelsberg- Ettingshausen- Villingen, zwischen dem Ort und dem Hässels verlief. Sonst ist aus der vorgeschichtlichen Zeit nichts bekannt, das auf Ober-Bessingen hinweist.

Aus der früheren Geschichte weiß man wenig. Man kann nur aus alten Flurnamen, die auf das Geschehen in vergangen Jahrhunderten hinweisen, Schlüsse ziehen. Als Beispiel sei hier die Hochstadt, an der Ober-Bessinger Gemarkungsgrenze nach Nonnenroth, erwähnt. Für die Namensgebung sind zwei Deutungen möglich: Entweder stand hier einmal ein Dorf, das würden Bodenvertiefungen, die mit Kellerräumen ehemaliger Häuser identisch wären, bestätigen, oder es befand sich hier einmal eine alte Gerichtsstätte, welches eine Lindengruppe auf dem Berg, als Nachkommen einer eventuell vorhandenen Gerichtslinde, beweisen würde. Aber auch die Bezeichnung eines anderen Gemarkungsteiles von Ober-Bessingen, „Galgenloch“, könnte die gleiche Bedeutung gehabt haben. Die Gärten zwischen dem Dorf, dem Hässels, der Wetter und neuem Friedhof, führen den Namen „Schloßgärten“, da hier einmal ein gräflich solmsisches Schloß gestanden haben soll. Eine Feldbreite zwischen der Wetter und der Landstraße nach der Horstenburg zu heißt „Alte Kirche“, als angeblicher Standort einer Kirche.

Urkundlich wird Ober-Bessingen zum ersten Male im Jahr 1260 erwähnt. Bis dahin spricht man von einem Bessingen. Man bezeichnete es im 8. – 10. Jahrhundert als Bezingenstat und um 1239 als Bezingen Superior oder Beizingen. Die Streitfrage, ob das Dorf Ober- oder Nieder- Bessingen gemeint ist, erscheint unklar. Beide Dörfer könnten andererseits aber auch bei diesen alten Urkunden gemeinsam bezeichnet worden sein, so dass hier keine genaue Deutung möglich ist.

Die beiden Brüder Rheinhold und Ludwig von Altenburg bei Alsfeld, besaßen im jahre 1260 einen Hof in Ober-Bessingen als münzenbergisches Lehen. Sie verkauften ihn noch im gleichen Jahr an das Kloster Haina. Graf Reinhardt von Hanau, einer der Münzenbergischen Erben, erteilte als Lehnsherr seine Zustimmung zu dem Verkauf und überließ ihn bald darauf dem Kloster als Eigentum. Nach der Reformation und somit der Aufhebung der Klöster in Hessen, verkaufte Abt Ditmar von Haina 1527 diesen Hof mit anderen Gütern an Graf Phillipp von Solms- Lich. Das Gut kommt damit schließlich an die Herrschaft, die seit 1436 die landesherrlichen Rechte über das Dorf besitzt.

Die Gemeinden Ober-Bessingen, Münster und Ettingshausen waren damals in einem sogenannten Obergericht zusammengeschlossen; Hauptgerichtssitz war Ober-Bessingen.

Einige Jahre früher, nämlich 1448, wird eine Waldschmiede, in der Nähe des Heutigen Steineswaldes, erstmalig urkundlich erwähnt.

Weiterhin sprach man damals von einem kleinen Dorf, namens Klein-Ittingshausen, zwischen den heutigen Orten Ober- Bessingen und Ettingshausen.

Ganz im Gegensatz zu den „Freien Dörfern“ Langsdorf und Hungen, befand sich die Bevölkerung Ober-Bessingens, die in dieser zeit nur aus Tagelöhnern und Bauern bestanden haben dürfte, in einem sehr abhängigen Verhältnis, der Leibeigenschaft. Wie überall, so auch hier in dieser Gegend, gab Martin Luther, mit seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ diesen mitunter stark unterdrückten und entrechten Menschen große Hoffnung auf Besserung ihrer Lage. Man glaubte schon die Stunde der Befreiung sei Recht nahe. Da man die berechtigten Wünsche der Bauern nicht beachtet, kam es in den Jahren 1524- 1525 in ganz Deutschland zu den Bauernaufstände, wie weit jedoch unser Gebiet davon betroffen und wie das Verhältnis der Untertanen zu ihrer Herrschaft in dieser Zeit war, ist nicht bekannt. In diesem Zusammenhang ist jedoch die Feststellung interessant, dass im Jahre 1526, also ein Jahr nach dem Niederschlagen der aufstände, der Graf zu Solms Lich den Dörfern des Obergerichtes, (Ober-Bessingen, Münster und Ettingshausen) einen Freibrief ausstelle. Dieser Brief befreite die Einwohner von den größten Lasten. Man kann eine Abschrift dieses Briefes als Urkunde, noch im Archiv der Gemeinde Ober-Bessingen finden. Sie wurde am 8.Juli 1718 von Graf Friedrich Wilhelm von Solms Lich ausgestellt und am 6.Februar 1744 von dem Notar Ludivcus Carolus Dietz beglaubigt. Nach einer Aufzählung der bisherigen Verpflichtung, wie Hand-, Spann-, und Schneidedienste und der Abgaben heißt es hier wörtlich: „Und wir bedacht, dass inen dann Sie Zu Zeiten ihrer eigenen arbeit, geschäfft und Ungewitter halben miß legen und Versäumlich, dadurch zur Barmherzigkeit bewegt, und derohalben auf genannter dreyen Dorff fleißige Bitte, mit Inneren guten Wissen und Willen, Inen zu Gnaden Mittel betroffen, abgeredet und beschlossen, wie hernach geschrieben folget!“

Die weiteren Aufzeichnungen enthalten zunächst eine Festlegung der Gemarkungssgrenzen der einzelnen Dörfer, die aber leider im Laufe der Zeit unleserlich geworden sind. Einige verbleibende Verpflichtungen werden noch am Ende des Briefes aufgezählt, aber sie fordern, außer 3 Tagen Dienst für Mensch und Tier, nichts und dürfen somit lediglich einer gerechten Besteuerung entsprechen. Die Originalurkunde wurde von dem Grafen Philipp von Solms- Münzenberg ausgestellt.

Einige Jahre später, nämlich am 5. Oktober 1586, bekammen die Dörfer des Obergerichts von Grafen Ernst dem Älteren von Solms, Herr zu Münzenberg und Sonnenwald erlaubt, soviele eigene Backöfen zu bauen, wie nötig seien. Aber es wurde zur Bedingung gemacht, dass die Backöfen nicht verwahrlosen sollten, damit kein Feuer ausbrechen konnte.

In diesem Jahren wurde vom Fürsten als Oberhaupt des Obergerichts ein Schultheiß eingesetzt. Ihm waren in den einzelnen Dörfern wieder Unterschultheiße untergeben.

Wie alle anderen Dörfern in Deutschland, hatte auch die Gemeinde Ober-Bessingen im 30jährigen Krieg viel erdulden müssen. Abgaben von Kontributionen (Zwangsabgaben in Gütern und Geld) an fremde Heerführer, den eigenen Landesherren, Beschlagnahmungen von Vieh, Verwüstungen der Felder durch die durchziehenden Kriegstruppen, ließen die Dörfer verarmen. Das Dorf dürfte jedoch von kleineren plündernden Einheiten sicher gewesen sein. Ober-Bessingen war, wie viele andere Dörfer, nur leicht befestigt. Teile der Befestigungen waren der nach Süden gerichtete Haingraben, der Später zu Gärten eingeebnet wurde. Dahinter befand sich noch ein Erdwall und stellenweise noch eine Verteidigungsmauer. Das Mauerwerk soll nach Berichten alter Leute, anderweitig Verwendung gefunden haben. Die Nordseite erschien den damaligen Bewohnern durch die Wetter, als natürliches Hindernis ausreichend geschützt. 1642 soll nach den Angaben des im 17.Jahrhundert lebenden Schultheißen Rühl ein kaiserliches Lager in Ober- Bessingen gewesen sein. Immerhin wird man auch hier erfreut gewesen sein, als nach der Zeit des Terrors, der Seuchen und der Angst, endlich wieder die Friedensglocken läuteten.

Eine lange Ruhepause war den Einwohnern Ober-Bessingens jedoch nicht vergönnt. Kaum 30 Jahre Später, in der Nacht nach dem Kirmesmontag des Jahres 1675 kam es zu einem Großbrand, bei dem der Größte Teil des Dorfes in Schutt und Asche Sank. Die Feuerbrunst, der neben dem Torhaus noch 62 weitere Häuser zum Opfer fielen, soll, wie der Chronist Rühl berichtet, durch die Fahrlässigkeit des Bauern Ruppel entstanden sein. Er hatte an diesem Abend in einer Scheune mit offenen Licht hantiert.

Von dem Schicksal des Brandstifters, wie auch dem Geschehen der dem Brande folgenden Jahre, ist nichts erwähnt.

Aus dem Jahre 1776 ist bekannt, dass in Ober-Bessingen eine Platternseuche ausbrach, an der viele Kinder starben.

Die Gemeinde muß auch im napoleonischen Kriege stark belastet worden sein. Die damaligen Bürgermeister wissen viel von Kontributionen und Einquartierung zu berichten.

Wichtiger erscheint jedoch eine große Veränderung, der Reichsdeputationshauptschluß vom 25.2.1803 teilte den durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich beraubten weltlichen Landesherren rechtsrheinisches Gebiet zu. Alle geistlichen Fürstentümer und Stifter, etwa 60.000 qkm, wurden verstaatlicht und fast alle Reichsstädte und Reichsdörfer wurden mittelbar gemacht. Er bringt neben dem Fortfall der meisten geistlichen Herrschaften, auch den der kleineren weltlichen Fürstentümer. Auch das gräfliche Haus von Lich wurde davon betroffen. Deshalb gehört Ober- Bessingen seit 1806 zu dem Großherzogtum Hessen, obwohl die frühere Herrschaft noch mannigfaltige Rechte bewahrt. So z.B. bis heute noch das Repräsentationsrecht bei der Besetzung der Pfarrstelle in Münster.

Rückschauend stellt man fest, dass bis dahin ständig Bazern über die Geschicke des Dorfes zu entscheiden hatten. Es liegt die Vermutung nahe, dass stets der angesehenste und verwandschaftsreichste Bürger an der Spitze des Dorfes stand und zum Bürgermeister oder Schultheiß gewählt wurde.

Die auch zahlenmässig kleinere Gruppe von Tagelöhnern hat wohl kaum maßgebend in die Geschichte des Dorfes eingreifen können. Eher vielleicht die Gewerbetreibenden, die auch einen recht beachtlichen Prozentsatz in der Bevölkerung darstellten. Es waren zum größten Teil Leinweber, die im Winter die Stoffe webten, sie im Frühjahr bleichten und dann auf den Märkten der Städte verkauften. Weiterhin gab es hier die ländlichen Handwerker und wandernde Händler, wie z.B. die in der Pfarrchronik zu Münster erwähnten Blutegelhändler. Daneben befand sich noch im „Steines“ und im „Hässels“ Basaltsteinbrüche. Es wurden Rinder und Schafe gezüchtet und Korn, Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln und alle Wurzelgemüse angebaut, da der Boden Fruchtbar ist.

Im Jahre 1843 lebten 434 Menschen in Ober- Bessingen. Davon waren 23 Bauern, 16 Bauern und Gewerbetreibende, 36 Gewerbetreibende und 27 Tagelöhner. Alle waren, mit einer Ausnahme, evangelisch.

Ober- Bessingen gehörte damals zu den wohlhabenden Orten in der Provinz, besonders durch seinen großen Waldbesitz. Die Gemarkung Ober-Bessingen umfaßte etwa 2000 Morgen. Davon waren 1200 Morgen Acker, 400 Morgen Wiesen und Gärten und 300 Morgen Waldland, sowie 100 Morgen Bachgebiet. Das Marienstift Lich besaß 39 Morgen, der Fürst von Solms nur 100 Morgen und der Rest war Privateigentum.

Damals konnte man auch schon das Dorf von Norden her erreichen, indem man von der Staatsstraße Laubach-Lich abbog und einen von der Bevölkerung selbst chaussierten Weg benutzte, der über eine „auf steineren Pfeilern ruhenden hölzernen Brücke“, so wörtlich der Chronist, in das Dorf gelangte.

Das heute von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften so gerne besuchte Ausflugslokal „Horstenburg“ wurde im Jahre 1875 von Johann Georg Horst gebaut, der bis dahin eine Gastwirtschaft im Ort unterhielt.

Dem Geist der Zeit folgend, gründete man im Jahre 1881 den Gesangsverein „Eintracht“.

Im Jahre 1885 brach eine Scharlach- und Diphterieepedemie in Ober-Bessingen aus. Kinder starben. Aber auch in den vorangegangen Jahren ist die Sterberate der Kinder zwischen ein und sechs Jahren höher als die der alten Leute.

1893 wurde Ober-Bessingen, wie alle anderen Orte in der Umgebung, von einer Dürrekatastrophe heimgesucht. Von März bis Juni regnete es nicht und das Gras auf den Wiesen vertrocknete. Die Bauern durften deshalb im Wald Laub holen, damit ihr Vieh nicht verhungerte. Schließlich wurde eine Notstandskommision gebildet, die Futtermittel beschaffte.

Im gleichen Jahr wurde der neue Reichstag gewählt. Der „Antisemit“ Köhler gewann die in Ober-Bessingen, vor dem „Nationallieberalen“ Meinert.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es auch in Ober-Bessingen als großer Fortschritt angesehen, als man nach zweijähriger Bauzeit 1907 die Wasserleitung benutzen konnte. Damit war ein erster Schritt zur Modernisierung Ober-Bessingens getan. Ein weiterer Fortschritt war der Bau der Butzbach-Licher-Eisenbahn durch Ober-Bessingen in den Jahren 1908-1909. Bis dahin mußten die Leute, um nach Laubach oder Lich zu kommen, eine tägliche verkehrende Fahrpost benutzen. Man kann sich die Freude der Ober-Bessinger vorstellen, als sie im Sommer 1909 mit der neuen Eisenbahn fahren konnten. Sie sollten nicht nur allein der Personenbeförderung dienen, sie mußte auch Basalt, der im Steinessteinbruch abgebaut wurde, tranportieren. 1953 wurde die Bahnlinie eingestellt. Sie war nicht mehr wirtschaftlich. Die Schienen wurden abgebaut, der Bahnhof verkauft und als Wohnhaus umgebaut. Seit dieser Zeit besteht eine verkehrsgünstige Bahnbuslinie.

Während des ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 feierte man die Siege in der Schule und sang patriotische Lieder. Bei bedeutenden Siegen wurden sogar die Glocken geläutet. Als 1915 die Lebensmittel rationiert wurden, merkte man auch hier in Ober-Bessingen in welcher Not sich Deutschland damals befand. Man war froh, als 1918 der Krieg beendet wurde. 15 Ober- Bessinger Männer waren in diesem Krieg gefallen.

Bei der Feldbereinigung um 1920 wurde ein steinernes Kreuz, das früher weiter feldeinwärts stand, (Daher der Flurname Kreuzhecke) näher an die Landstraße gerückt. Es steht jetzt genau an der Gemarkungsgrenze nach Nieder- Bessingen und auf der Grenze zwischen Solms- Braunfels und Solms- Lich. Mit etwas Mühe kann man die folgenden, schon recht undeutlichen Buchstaben und Zahlen erkennen:

SH (Solms Hungen) N 0 1791 und auf der anderen Seite SL (Solms Lich) 1791.

Ursprünglich wird es ein Sühnekreuz gewesen sein.

1921 wurde Ober- Bessingen an das Stromnetz angeschlossen.

Am 8.6.1924 wurde das Ehrenmal auf dem Friedhof zum Andenken an die im 1.Weltkrieg gefallenen soldaten von Ober- Bessingen, eingeweiht. Es enthält 15 Namen und soll die Bürger zum Frieden ermahnen.

Am 26.8.1939 wurden die ersten Männer aus Ober- Bessingen in den 2.Weltkrieg eingezogen. Schon bald nach Kriegsbeginn befahl man Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz auch nach Ober-Bessingen. Diese Männer mußten an besonderen Tischen essen und waren von allen Gesprächen ausgeschlossen. So war es vorgeschrieben. 1944 rückte die Front immer näher. Die Ober- Bessinger Bevölkerung mußte zu ihrem Schutz Deckungsgräben an den Straßenrändern ausheben. 15jährige Jungen und alte Männer an den Westwall, um Deutschland zu verteidigen. Ein Luftwaffenkommando besetzte die Schule. Soldaten dieser Einheit blieben in Ober-Bessingen und heirateten hier. Am 1.Weihnachtsfeiertag des gleichen Jahres wurden arbeitsfähige Männer nach Hattenrod gerufen, um dort den Flugplatz wieder instand zu setzen, der am 24.12. völlig zerstört worden war. Amerikanische Truppen kamen am 28.März 1945 mit Panzerkolonen über Hungen und Lich, um Grünberg zu besetzen. Der damalige Bürgermeister hatte die angeordneten Straßensperren schon nicht mehr durchgeführt, aber Ober-Bessingen wurde trotzdem zwischen 14 und 18 Uhr von Fliegern beschossen. In den Häusern wohnten auf engem Raum Evakuierte und Einheimische zusammen. Der Krieg war zu Ende und Ober-Bessingen hatte 23 Gefallene und Vermißte zu beklagen. Zu dem Ehrenmal mit dem Namen der im 1.Weltkrieg Gefallenen wurden zwei weitere Tafel mit den Namen der 2.Weltkrieg gefallenen Soldaten aufgestellt.

Es folgten schwere Jahre. Die aus den deutschen Ostgebieten Vertriebenen wurden aufgenommen. Die Bewohner von Ober-Bessingen rückten enger zusammen.

Im Jahre 1948 gründete Karl Reuter aus Ober-Bessingen den Posaunenchor.

Der Chronist Hält es für erwähnenswert, dass im Februar 1956 eine eisige Kälte von -36°Celsius herrschte. Kohlenmangel trat ein.

Für die Kinder wurde 1964 ein Kinderspielplatz, in Eigenhilfe der Ober-Bessinger Bürger, auf dem ehemaligen Kirmesplatz erstellt. Um den Kindern eine Unterhaltungsmöglichkeit zu bieten, ohne dass die auf dem Platz befindlichen Bäume gefällt werden mußten, wurde eine Unterstellhalle gebaut, durch deren Dach ein Baum weiterwächst.

Der Sportverein „Fortuna“ Ober-Bessingen baute 1966, in Eigenarbeit, mit Unterstützung der Gemeinde ein Sportheim. Im gleichen Jahr errichtete die Kirchengemeinde mit Hilfe von Spenden der Bürger ein Gemeindehaus. Es wurde 1967 fertiggestellt.

1970, noch als selbstständige Gemeinde, wurde der 1. Bauabschnitt der Abwasseranlage gebaut. 1973/74 folgte der 2. Abschnitt im Kernbereich des Dorfes, mit teilweiser Erneuerung der Wasserleitung.

Aufgrund der Gebietsreform ist Ober-Bessingen seit dem 31.Dezember 1970 Stadtteil der Großgemeinde Lich.

Für die Kinder wurde die Möglichkeit zum Besuch des Kindergartens in Nieder-Bessingen geschaffen, Baugebiete wurden erschlossen, die Ortsdurchfahrt ausgebaut und eine Friedhofshalle errichtet.

Das Dorf, ursprünglich eine reine Agrargemeinde, ist heute weniger durch die Landwirtschaft geprägt, obwohl das Dorfbild noch teils bäuerlich anmutet.

Text: Walter Müller